Viehgangeln | © Peter Fuest
Pause an der Hütte | © Peter Fuest
Schlange | © Peter Fuest
Ochsenkarre | © Peter Fuest
Hochbehälter | © Peter Fuest

Rund um Ottbergen

08.10.2023

Ausgearbeitet: Dietmar Sömer
Streckenlänge: 24km  über 700hm
Gehzeit incl. Pausen: 6,5Stunden

Rund um Ottbergen: Wanderung, ca 24 km mit gut 700 Hm in reichlich 6 1/2  Std incl. Pausen
Die Tour beginnt in Bruchhausen. Ein Ortsteil von Ottbergen -beide Orte gehen nahezu nahtlos ineinander über. Gefragt, was die Ortschaften ausmacht oder ihre Besonderheiten sind, fällt einem sicher in Ottbergen das ausgedehnte Bahngelände ein; bis in die siebziger Jahre ein Dampflokstandort. Viele Beschäftigte hatte die Bahn dort stationiert. Später, zum Ende der Dampflokära, wurden die Maschinen dort zum Ausmustern gesammelt, was spöttisch aus Ottbergen "Schrottbergen" werden ließ. - Bruchhausen hingegen hatte seinen Mineralbrunnen und seine kleine Kuranlagen. Auf den Wert des kohlensäurehaltigen Säuerlings ist immer wieder hingewiesen worden, dennoch konnte sich der Brunnen nicht gegen die lokale Konkurrenz grösserer Betriebe durchsetzen und es gab auch technische Probleme (bei einer Neufassung des Quellkopfs soll es zu einer massiven Verunreinigung des Wassers gekommen sein); das Mineralwasser ist heute nur noch lokal vor Ort abfüllbar.
In landschaftlich reizvoller und durch ein starkes Geländerelief geprägter Lage, beginnt die Wanderung am Kurpark auf etwa Netheniveau bei ca. 100 m ü. NN. Am Dorfgemeinschaftshaus vorbei bringt uns ein leichter Anstieg erste Höhenmeter an dem Waldrand der "Bellerburg" entlang, bevor es mit schöner Aussicht an einem Hochsitz wieder abwärts, auf einen Radweg und schliesslich über eine Fußgängerbrücke über die Nethe geht.

Allmählich fällt einem die vielfältige Wanderwegskennzeichnung auf. Vor Jahren schon, waren die "Wege der Vielfalt" über den Kreis Höxter ausgewiesen worden. Wir werden uns auf unserer Tour auch abschnittsweise auf dieser - und anderen Routen - bewegen. Früher schon, gab's Wegekennzeichnungen von lokalen Rundwegen (mit "O" + Zahl gekennzeichnet); neuerdings kommen einige neue Routen hinzu, z.B. der Nethe - Hüwe - Weg. 
Auf einem nicht gekennzeichneten Weg steigen wir jenseits der Bahn zum Wingelstein an. Entlang eines Hohlgrabens ("Im grossen Loch") führt der Weg schliesslich recht steil auf die Hochfläche und das Feld der 22 Wanderer und Wanderinnen zieht sich erst einmal auseinander. Oben gibts dann eine erste Pause, Atem holen, hinter den Busch gehen, verschnaufen.
Diese Hohlgräben sind manchmal als Hohlwege genutzt worden. Manche kann man heute noch begehen, andere sind von einem trockenen Bachtal gar nicht mehr unterscheidbar und völlig zugewachsen; immer aber sind sie Bestandteil einer vielfältigen Landschaft und stellen ein grünes Band dar, welches einen Bereich mit einem anderen verbindet.     
Abstieg vom Wingelstein, teils ausgebaut über eine Serpentine mit Treppenstufen, queren wir die Landstrasse nach Bosseborn und steigen zum "Stoot" auf, wo an der Hütte mit guter Aussicht über das Nethetal eine erste längere Pause gemacht wurde. Dort gibt es sogar ein recht komfortables Plumpsklo, auch an Klopapier bestand kein Mangel. Dann ein Abstieg durch einen dieser Hohlwege. Informationstafeln am Wegesrand klären uns über lokale Besonderheiten auf. Wir erfahren, was Viehgangeln sind und wie Ziegen und Schafe zur Landschaftpflege eingesetzt werden. Mal abgesehen davon, dass "die Kuh des kleinen Mannes" sehr geländegängig ist. Ein Ochsenkarren, in natürlicher Größe aus Holz nachgebaut und im Hohlweg plaziert, symbolisiert auch die Mühsal der früheren Hohlwegnutzung.
Wieder auf festem Weg, wenden wir uns wieder nach Norden, um von der nordwestlichen Seite sozusagen von hinten, den Stockberg zu erklimmen. Immer wieder fallen am Wegesrand Felsklippen auf und kleinere Steinbrüche. Das anstehende Kalkgestein gehört hier zu den Schichten des Erdmittelalters, spez. zum Unteren und Mittleren Muschelkalk. Deutlich älter als der Kalk der Paderborner Hochfläche,  ist er aber auch nicht sehr standfest oder gar dickbankig, man sieht hingegen sehr oft dünne Täfelchen, die beim Anfassen schon auseinanderbrechen. Hingegen haben wir es hier mit gut wasserleitfähigen Kalken zu tun, ein Merkmal davon ist sicher auch das Vorhandensein vieler Quellen.
 Höhergelegene Gebiete dagegen, stehen im Oberen Muschelkalk. Der ist meist recht hart, dickbankiger und wird an einigen Stellen (z.B. bei Bosseborn) auch im Steinbruch abgebaut. Für unsere Wanderung kann man vereinfacht sagen: Wenn man die Berge erklimmt, kommt man von den älteren Schichten zu den jüngeren und hat obendrauf ein relativ typisches Geländeprofil mit entsprechenden Vegetationsformen.
Das zeigt sich auch beim Abstieg vom Stockberg auf einer Kalkmagerrasenfläche mit Orchideenbeständen und Walcholderbüschen. Hier haben wir auch wieder einen schönen Ausblick auf Ottbergen, die Ortschaft queren wir nun in südlicher Richtung, unter dem Bahnhof durch die Unterführung und durch die alte Dorfstrasse. Hier ist das "alte" Ottbergen präsent, mit geschmückten Hauseingängen, der Kirche und der ehem. Meierhofbrauerei. Kurz vor der Nethebrücke schwenken wir durch die Felder Richtung Amelunxen, gehen entlang der Netheauen, unterqueren die Bahn und steigen schliesslich auf einem "bahneigenen" Wanderweg einen schluchtartigen Anschnitt hinauf, der als Durchlass durch die Muschelkalkfelsen für die Bahnstrecke Ottbergen - Northeim / Göttingen dient. Dieser Weg ist Bahngelände und manchmal nicht begehbar.
Nach kurzem Abstieg zurück zu dewn Netheauen, geht es entlang  von Aussiedlerhöfen zu einer Weggabelung, die uns erneut zu einem Aufstieg und zu einem Wasserspeicher bringt. Hier hat man wieder einen schönen Blick ins Tal, diesmal von Süden. Oben folgen wir einem Wiesenweg zu einem absteigenden Hohlweg. Dann kommt man nochmal zu einer Wanderhütte, die zu einer weiteren Pause kurz vor Schluß einlädt. Immerhin ist das Schweißniveau ganz ordentlich und manches Kleidungsstück ist mittlerweile im Rucksack verschwunden.
Hier kann man ein Echo hörbar machen (Hände an den Mund legen und laut gegen Westen rufen), bei dem Wort "KAAAFFFEEEE" klappte das am besten.....Abstieg von der Hütte, jetzt nur noch wenige hundert Meter bis zum Kurpark und der abschliessenden Einkehr im Haus Silberteich, wo man ein kleines Kuchen / Schnittchenbuffet für uns vorbereitet hatte.